Einsatz-Übung "Sommernacht" vom Mantrailing-Zentrum Meiringen
Neben dem wöchentlichen Training führen wir mit der Trainingsgruppe Meiringen drei bis vier Mal pro Jahr mit den erfahrenen Hundeteams eine Übung durch. Dabei geht es darum, die in den Trainings erlernten und erworbenen Fähigkeiten in einem einsatzbezogenen Szenario anzuwenden.
Bericht und Übung vom Mantrailing-Zentrum Meiringen
- Übungsleitung und Autoren: Christine Niklaus und Rolf Duppenthaler vom Mantrailing-Zentrum Meiringen
- Bilder: ZVG von Mantrailing-Zentrum Meiringen
Thema der Einsatzorientierten Übung
- Suchen von zwei vermissten Kindern (9- und 11-jährig).
- von einem gemeinsamen Startpunkt aus mit unterschiedlichem Ziel (Splitting).
- Einsatz mit vier Hundeteams in zwei Gruppen in unwegsamen Gelände.
- Die Einsatzbereitschaft der Teams über einige Tage sicherstellen.
- Teamabsprache innerhalb der Suchtrupps in Bezug auf Vorgehensweise, Einsatz und Belastung der Hunde, Abwechseln der Suchteams und gegenseitige Unterstützung.
Übungsablauf
Zwei Wochen im Voraus
Ankündigung einer Übung ohne konkrete Datumsangabe. Absprache mit der Familie (2 Erwachsene, 2 Kinder) bezüglich des Zeitpunktes, Ort und Ablauf der Übung.
Drei Tage im Voraus
Information der Hundeführer mit schriftlichen Informationen (siehe Beispiel-Dokument in der Beilage). Erstellen einer WhatsApp (WA) Umfrage bezüglich der Verfügbarkeit der Teams während mehreren Tagen.
Am Tag der Übung
15:00: Information der Teams über WA bezüglich der Situation, dass seit Mittag zwei Kinder in der Gemeinde Schattenhalb bei Meiringen vermisst werden.
Ca. 18:00: Neue Information der Teams, dass die Kinder aufgrund von mehreren Falschmeldungen bezüglich der letzten Sichtung noch nicht gefunden wurden und wir mit unseren Teams einer neuen Meldung nachgehen sollen.
Bekanntgabe vom Treffpunkt und Zeit für die Einsatzbesprechung vor Ort.
1845: Treffpunkt der Übungsleitung mit der Familie und den Betreuungspersonen für letzte Absprachen. Trail mit den Versteckpersonen (bei diesem Szenarium zwei 9 und 11 Jahre alte Kinder) und deren Begleitpersonen unter Leitung von zwei Trainern laufen.
20:00: Einsatzbesprechung mit allen vier Hundeteams über die Situation, Teameinteilung, Kontakt mit der Mutter, selbstständige Sicherung der Geruchsgegenstände in Begleitung der Mutter durch die Hundeführer in den Zimmern der Kinder, Material- und Ausrüstungskontrolle.
20:15: Start Suchtrupp 1 mit zwei Einsatzteams beim letzten Sichtungsort.
Bild: Team 2 aus Suchtrupp 1 warten beim Start
Bild: Team 1 aus Suchtrupp 1 startet auf Trail
20:30: Start Suchtrupp 2 mit zwei weiteren Einsatzteams, ebenfalls beim letzten Sichtungsort.
Bild: Suchtrupp 2 auf der Suche in unwegsamen Geländen
Ca. 21:15: Kinder in den unterschiedlichen Verstecken mit je zwei Hundeteams gefunden.
Bild: Suchtrupp 2 hat ein Kind gefunden
Bild: Leicht verletztes Kind wird versorgt
Bild: Die Belohnung darf nicht fehlen
Bild: Auch das zweite Kind wurde wohlauf gefunden
Anschliessend: Abschlussbesprechung (Nachbesprechung des Trailverlaufs, positive Erfahrungen, weniger positive Erfahrungen, Schwierigkeiten, Schwerpunkte für zukünftige Trainings).
Erfahrungen auf den Trails
(Konsequenzen fürs Training in Fett/Kursiv)
Die Trails waren 1,4km lang und so gelegt, dass die beiden VP gemeinsam gestartet sind und sich nach etwa 400m getrennt haben (Splitting). Pro Kind war je ein Suchtrupp, bestehend aus zwei Hundeteams und einem Trainer, im Einsatz.
Die Sicherstellung von klar definierten und nicht kontaminierten Geruchsträgern war nicht einfach und wurde unter der Mithilfe der Mutter möglich.
Vermehrt im Training durch den Hundeführer in Fahrzeugen, an Gegenständen oder direkt an einem Objekt Geruch sichern lassen.
Der Start war im offenen Gelände, mit Wiesen umgeben, wo eine Strasse durchführte. Die ersten beiden Hunde fanden recht schnell den Abgang auf den Trail.
Beim Start braucht es Zeit, Geduld und Raum für den Hund, damit er den zu suchenden Geruch aus den vielen anderen identifizieren kann (Mischgerüche). Wichtig ist, auch die Berücksichtigung der Umwelteinflüsse.
Der Trail führte durch bewaldetes und zum Teil unwegsames Gelände. Die Hunde arbeiteten sehr schnell und auch genau auf dem Trail. Die Schwierigkeit für die HF war es, in diesem Gelände dem Tempo der Hunde zu folgen (da Menschen meistens langsamer sind :-) ) und die gegenseitige Rücksichtnahme zu fördern (steile Hänge, Dickicht, Äste, Bäume und Leine… -> Sicherheit muss gewährleistet bleiben für alle)
Der Hund muss lernen das Trail-Tempo dem Hundeführer anzupassen und umgekehrt (!), ein klares Kommando wäre hilfreich und muss auch trainiert werden.
Das Auswechseln des Suchteams wurde mit einer kurzen Pause verbunden. Die Zeit wurde zur Absprache und die Versorgung der Hunde mit Wasser genutzt. Der Wechsel funktionierte gut.
Der Hundeführer muss lernen, bei seinem Hund die Belastungsgrenze zu erkennen und nach Trailunterbrüchen mit einem weiteren Kommando die Suche fortzusetzen. Aus diesem Grund müssen auch längere Trails in den Trainings gelegt werden.
Bei einer Brücken, die über einen Wildbach führte, wollte ein Hund aus dem Suchtrupp 1 immer seitlich vom Trail weg unter die Brücke (Geruchsverteilung).
Geruch kann sich auf Brücken beidseitig absenken. Wichtig ist zur Sicherheit der Hunde, die Leinenlänge vor der Brücke anzupassen und ggf. kürzer zu nehmen (Höhenangst, steile Abgänge, reissendes Gewässer uvm.). Sollte der Hund einen Geruchsabbruch anzeigen, den Bereich unter der Brücke unbedingt auch optisch absuchen und auch unbedingt schauen, was nach der Brücke ist (also praktisch auf der anderen Seite). Den Hund wenn nötig über die Brücke führen und etwa 10m nach der Brücke wieder ansetzen bzw. einsuchen lassen.
Bei beiden Teams gab es Situationen, wo ein Hund nicht weiter kam.
Als Lösung wurde das zweite Suchteam wieder eingesetzt. Interessant war, dass auch der Hund, welcher dem arbeitenden Hund in ca. 20-30m Abstand folgte, streckenweise auch mittrailte.
Am Ort, wo sich die beiden Kinder auf dem Trail trennten (Splitting), bekundeten die arbeitenden Hunde keine Mühe, dem richtigen Spurverlauf zu folgen (Differenzierung).
Im Training ist es wichtig, die verschiedenen Schwerpunkte (Splittings, Back-Trails und Differenzierung von zwei oder mehreren Personen) zu üben. Aus Erfahrung ist eine Differenzierung mit Personen aus demselben Haushalt schwieriger, da eine Geruchsvermischung entsteht.
Zum Schluss
Das vielseitige, abwechslungsreiche Training in Bezug auf Traillänge (Distanz), Gelände, Witterung Geruchsgegenstände, Fremdpersonen, diverse unvorhergesehene Ablenkungen, unterschiedliches Verhalten von VP ist sehr wichtig. In solchen Übungen kann das Erlernte angewendet werden und es zeigt sich, was schon gefestigt ist und gut klappt, was noch etwas Übung braucht, was die Stärken und Schwächen vom indivduellen Suchteam sind und was im Training mit eingebaut werden sollte.
Wichtig für uns ist!
Für die Teilnahme braucht es einiges an Trailerfahrung und eine solche Übung kann sehr flexibel dem Ausbildungsstand der Teams entsprechend gestaltet werden.
Ein sehr positiver Nebeneffekt ist, dass die Suchteams (Mensch und Hund!) lernen, dass egal wer die VP am Schluss findet, die Leistung von der ganzen Gruppe (des ganzen Suchtrupps) auf dem ganzen Trail zu dem Erfolg beigetragen hat. Dadurch wird der Team-Geist positiv gestärkt!
Einsaz-Übungen nur mit erfahrenen Hundeteams durchführen und dem Ausbildungsstand entsprechend planen und legen.