Berufsschule wurde für einen Tag zur Hundeschule

Eine Person hat sich im grossen Schulhaus versteckt. In den ungezählten Zimmern und Nebenräumen ist eine Suche aussichtslos – es sei denn, man verfügt über eine Hundenase. So, wie die Hauptdarsteller eines ungewöhnlichen Trainings der h-pfotenschule in Wetzikon.

Gennaia, die weisse Schäferhündin von Mirjam Schnellmann, steht gespannt vor dem Schulhaus der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon (GBW). Ruhig zieht die Hundeführerin der Hündin das Führgeschirr über, wechselt die Leine vom Halsband an das Geschirr und nimmt ein kleines Glas mit Schraubverschluss hervor, öffnet es und hält es der Hündin vor die Nase. «Sniff!», dann das Kommando «Trail!», und die Hündin trottet los. Im Glas befindet sich ein kleiner Gegenstand, der den Duft der versteckten – im Ernstfall, vermissten – Person trägt.

Immer der Nase nach

«Ein Hund verfügt über eine grossflächige Riechschleimhaut, und im Arbeitsmodus kann er pro Minute gegen 300 Mal einatmet und so einen Duft intensiv aufnehmen», erklärt die Hundetrainerin der h-pfotenschule in Wangen SZ, die mit zwei ihrer Trainingsgruppen diese Woche einen Tag lang exklusiv im Schulhaus der GBW trainieren durfte, da dieses derzeit leer steht und demnächst grundlegend saniert wird. Die Riechleistung eines Hundes sei für uns Menschen unvorstellbar: Einerseits nimmt ein Hund Gerüche intensiv wahr und andererseits kann er Gerüche genaustens identifizieren und differenzieren. So «weiss» ein Hund, welches von zwei scheinbar identischen Spuren die ältere und welches die jüngere ist. Er kann einer verschwundenen Person kilometerweise und durch die unterschiedlichsten Umgebungen wie Siedlungsgebiet, Wald oder Gebäude folgen. «Immer der Nase nach», heisst dabei das Motto.

Sinnvolle Beschäftigung

«Mantrailing», wie die friedliche Personensuche von Hunden heisst, ist zu einer beliebten Hundesportart geworden. «Und die Sportart ist sinnvoll, da beim Mantrailing die natürliche Fähigkeit der Hunde zur Geruchsidentifikation und -differenzierung aufgenommen und systematisch trainiert wird. Der Hund arbeitet selbständig, wird aber vom Menschen geführt und angeleitet. «Zum Erfolg kommt man nur als Team», betont Schnellmann und führt aus, dass das weitverbreitete Vorurteil, man gehe beim Trailen nur hinter dem Hund her, nicht zutrifft: Wie im Alltag braucht der Hund die klare Führung und die Sicherheit durch die Hundeführerin oder den Hundeführer.

Dann, vor der Lifttüre, eine Spur

Gennaia schreitet nun schon viele hundert Meter durch das Schulhaus: Über verschiedene Böden, Treppen hinauf und hinunter. Fünf Stockwerke hat das Gebäude – und irgendwo dort ist ein Mensch versteckt, der nun gefunden werden muss.

Bild: Mirjam Schnellmann mit ihrem ausgebildeten Mantraining-Hund Gennaia. Der Hund deutet unmissverständlich auf die Lifttüre – dahinter ist die versteckte Person verschwunden.

Als Gennaia vor einer Lifttüre stehen bleibt, reagiert die erfahrene Hundetrainerin schnell: Die gesuchte Person hat den Lift genommen, weiss sie nun. So tut es auch das Suchhundeteam. Anders als die gesuchte Person hält das Team auf jedem Stock, und die Hundenase entscheidet, ob weitergesucht wird oder nicht.

Endlich: Mit einem «Sitz» vor der Person, deren Duft Gennaia in der Nase hat, ist die Suche beendet und die «vermisste» Person, die sich in einem Kasten versteckt, gefunden. Zur Belohnung gibt es eine besonders feine Belohnung für den Finder.

Der Hund war erfolgreich und wird ausgiebig gelobt. Und fast erscheint es der Beobachterin, dass die eh schon stattliche Hündin auf dem Rückweg zum Auto, wo sie trinken kann und ausruht, jetzt noch etwas grösser ist.

Weitere Impressionen Mantrailing Indoor in der Berufsschule Wetzikon

Fotos: zvg / h-pfotenschule.ch
Text: Dorothe Kienast / h-pfotenschule.ch

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